Raus.Zeit - Wie dich Kontakt zur Natur bei Veränderung unterstützt
Erfahre, wie du dieses Potential einfach und solo ganz für dich nutzen kannst
Bereits ein kurzer Aufenthalt in der Natur führt zu erheblicher Stressreduktion.
Bei Teilnehmenden einer Studie aus dem Jahr 2019 sank bereits bei einer täglichen Dosis von 20 Minuten Spaziergang im Wald die Konzentration des Stresshormons Cortisol signifikant ab.(1) Ein erhöhter Cortisolspiegel vermindert unser Lern- Denk- und Einfühlungsvermögen, verengt unsere Perspektive und kann chronisch auch unser Gehirn schädigen. Kontakt zur Natur hilft also Stress abzubauen – aber was baut er auf? U.a. beobachteten Mediziner bei Bergwanderern rein physiologisch eine Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems und der Koordinationsfähigkeit des Körpers. Darüber hinaus berichten die untersuchten Menschen vor allem von mehr Lebensfreude, Kreativität und Schaffenskraft sowie Entschlossenheit.(2) Ähnliche Effekte werden auch mit dem aus Japan stammenden Waldbaden beobachtet: eine deutliche Absenkung des Ruhepulses, ein Viertel weniger Stresshormone im Blut und Aktivitätssteigerung des parasympathischen Nervensystems.
Und auch ohne wissenschaftliche Studien wissen die meisten von uns aus Erfahrung, dass ein Spaziergang an der frischen Luft, ein Nachmittag im Wald oder gar ein mehrtägiger Aufenthalt inmitten von Natur und abseits gebauter Umgebungen sowohl Fokus, Ruhe und Zufriedenheit als auch Neugier, Kreativität und Lust auf Abenteuer fördern. Zudem wachsen mit etwas Abstand vom Alltag auch auch die Fähigkeit unbequeme Wahrheit anzuschauen und das Selbstvertrauen gut mit ihnen umgehen zu können. Wie aus dem Nichts tauchen neue Möglichkeiten auf – mehr noch, bislang Undenkbares erscheint plötzlich ausprobierenswert. Es sind genau jene Qualitäten und Einstellungen, auf die Menschen zurückgreifen, um kleine und große Herausforderungen erfolgreich zu meistern.
In dem Moment also wo unser Nervensystem aus dem Stressmodus zum Ausgleich zurückfindet bekommen wir Zugang zu unserem vollen Potential. Gute Gründe also, dir eine Raus.Zeit zu nehmen, wenn dir nach innerer Klarheit ist, du eine wichtige Entscheidung aus vollem Herzen treffen möchtest oder – bei großen Themen – du zu allererst die richtige Frage für deine Neuausrichtung finden möchtest. Denn außerhalb gewohnter Umgebungen verlassen wir bereitwilliger unsere vertrauten – aber vielleicht überkommenen Muster. Und selbst ohne professionelle Begleitung kannst du mit etwas Übung das Potential eines Coachings in der Natur anzapfen. Wie genau das geht, erfährst du im nächsten Abschnitt.
Zeit für deine Raus.Zeit
Nimm dir mindestens eine, besser 2-3 Stunden Zeit. Nimm wetterfeste Kleidung mit und etwas Wasser zu Trinken (kein Kaffee/Tee); lass dein Telefon zu Hause (nimm eine andere Uhr mit). Benachrichtige evtl. eine vertraute Person über dein Vorhaben und melde dich später auch wieder bei ihr zurück. Suche dir einen möglichst ungestörten Ort. Was auch immer du in deiner Nähe zur Verfügung hast: Wald, Berge, Meer, ein naturbelassenes Flussufer …
Den Einstieg finden: Wenn du in deinem Wald oder an deinem Flussufer angekommen bist, schaue dich um und lasse dich von einem Ort anziehen. Gehe dort hin und verweile ein paar Minuten in Stille. Vielleicht möchtest du dich setzen (dann wäre evtl. eine Unterlage hilfreich).
Wende dich deinem Thema zu. Vor welcher Frage stehst du? Welche Entscheidung gilt es zu treffen? Welcher Herausforderung begegnest du gerade in deinem Leben? Lasse alle rationalen Erwägungen, jedes Für und jedes Wider bei Seite und nimm voll und ganz dein Thema in den Blick.
Suche dir nun eine Schwelle. Das kann ein Stock sein, den du vor dich hinlegst oder eine gedachte Linie zwischen zwei Steinen oder ein „Tor“ dass sich zwischen zwei Bäumen befindet … Richte dich noch einmal auf dein Thema aus – und setze dann bewusst deinen Fuß über die Schwelle und geh. Geh wohin deine Neugier dich führt, folge dem, was dich anspricht. Taste an den Bäumen, rieche die Luft, schmecke vielleicht das Wassertröpchen an einem Grashalb, ein Blatt, lausche. Folge deinen Sinnen und deiner Neugier für mindestens 30 Minuten, besser 1 Stunde und kehre dann zu deiner Schwelle zurück. Wenn du an einem anderen Ort ankommst als du losgegangen bist, dann suche dir eine neue Schwelle für den Ausstieg. Wie beim Einstieg setze deinen Fuß bewusst und entschlossen und gehe über die Schwelle zurück – in dem Bewusstsein, dass das dieser Teil deiner Raus.Zeit nun beendet ist.
Verweile ein paar Minuten in Stille. Erinnere noch einmal, was du erlebt hast. Sprich deine Worte am besten aus, denn so sinkt die Erfahrung tiefer ein als beim bloßen Denken. Fühle den Worten nach. Wie fühlt sich dein Körper an. Wo spürst du Veränderung – ob angenehm oder unangenehm – und bei welchen Worten? Wende dich nun noch einmal deinem Thema zu und stelle die Frage an dich: „Was könnte das, was ich erlebt habe mit meinem Thema zu tun haben? Worauf möchte mich mein Erlebtes wohl hinweisen? Welcher Schatz könnte darin verborgen liegen?“
Sei ein paar Minuten für diese Fragen präsent. Dann verweile einen Moment in Stille. Bedanke dich bei deinem Platz und all dem, was du erfahren hast.
Beende deine Raus.Zeit indem du deinen Platz klar und entschlossen verlässt und wieder nach Hause oder an deinen Arbeitsplatz zurück kehrst. Vielleicht hast du bereits jetzt eine Erkenntnis für dich gefunden. Vielleicht ist ein Entschluss gereift, vielleicht ist die Frage der du folgen möchtest in dir aufgetaucht. Manchmal gärt das Ergebnis deiner Raus.Zeit noch im Unterbewussten. In diesem Fall gib im noch etwas Zeit.
Wenn du deine Raus.Zeit gemeinsam mit einer zweiten Person machst, dann habt ihr viele Variationsmöglichkeiten. Zum Beispiel könnt ihr euch bei geschlossenen Augen führen lassen, um so anderen Sinnen als den Augen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Auch könnt ihr euch in der Reflexion am Ende gegenseitig erzählen, welche Antworten auf die Fragen ihr aus dem Bericht eures Gegenübers gehört habt.
Auf eine erfahrungsreiche Zeit draußen in der Natur.
Quellen
1 https://doi.org/10.3389/fpsyg.2019.00722
2 https://www.bergwelten.com/a/9-grunde-weshalb-wir-beim-wandern-auf-touren-kommen
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